Die Einkaufsstraße

Freyja hatte ihr Appartment verlassen und war auf dem Weg in die Stadt. Sie musste ihren Artikel abgeben und war schon reichlich spät dran. Zum Glück lag ihre Wohnung sehr zentral, sodass sie keinen weiten Weg hatte und ein Kaffee würde wohl auch noch drin sein. Und wenn ihr Arbeitgeber ihr Stress machte, konnte sie ihn ja immer noch ohne große Schwierigkeiten davon überzeugen, dass sie genau pünktlich war. Also nahm es Fay ziemlich gelassen. Auch wenn sie es hasste, wenn Vampiren sich Menschen als Schoßhündchen hielten. Ab und an ein bisschen manipulieren schadete nicht, besonders nicht, wenn sie sich dadurch Stress ersparen konnte. So schlenderte die Dunkelhaarige an den kleinen Geschäften der niedlichen Stadt entlang. Sie war hier her gekommen um mehr über ihre Vergangenheit zu erfahren. Sie wollte wissen wer sie geschaffen hatte und warum sie 50 Jahre ihres Lebens vergessen hatte. Es war eine Hexe die ihr sagte, dass Fay in Mystic Falls ihre Antworten finden würde, doch bis jetzt hatte sie nichts gefunden außer dieser netten Arbeit bei der Zeitung. Schließlich trat Freyja in ihren Lieblingskaffeeladen und holte sich einen Kaffee zum Mitnehmen. Seufzend sah sie nach draußen, denn es schien Regen aufzuziehen. Der noch eben strahlend blaue Himmel zog sich langsam mit dunklen Wolken zu. Das war wirklich zu Schade.. doch jetzt würde sie sich wohl beeilen müssen, wenn sie trocken bei der Arbeit ankommen wollte. Vielleicht würde sie den Regen ja noch etwas aufhalten können, aber strahlenden Sonnenschein zaubern konnte sie nicht. So trat Fay aus dem Laden und nahm einen Schluck von dem noch viel zu heißen Getränk. Warum lernte sie eigentlich nie daraus, dass man ihn erst abkühlen ließ? So hatte sie sich wie immer etwas die Zunge verbrannt doch das pelzige Gefühl auf der Zunge war schnell wieder vergangen. Manchmal hatte es eben Vorteile ein Vampir zu sein.

Gedankenverloren ging er durch die Straßen von Mystic Falls. Seine Gedanken hingen noch immer am Tod von Niklaus, Rebekahs Reaktion darauf und die Rückkehr von Kol. Man konnte wirklich viel über seine Familie sagen, aber wenn es hart auf hart kam wie in diesen Tagen, dann hielten sie alle zusammen, egal wie tief ihre Zwitstigkeiten auch gewesen waren. Aber da war noch etwas anderes, was ihn beunruhigte und ihm ein übles Gefühl in der Magengegend verschaffte... Von Klaus hatte er beiläufig erfahren, dass es da wohl eine Bestie gab, die nur darauf wartete Mystic Falls unter sich zu begraben. Jetzt wo er aber Tod war, befürchtete Elijah dass diese Bestie nicht mehr auf der Seite der Originals stand und vielleicht Jagd auf alles machen würde? Auch wenn sie wohl glaubten, dass es nur die Weißeichenpflöcke gab, die sie töten konnten, da gab es doch auch viele ander verzwickte Winkel in ihrer Geschichte, die ihn locker vom Gegenteil überzeugen konnten. Seufzend strich er sich mit der Hand über das Kinn, als ob er dort einen Bart hätte und führte seinen Weg weiter fort. Er war nun um eine Ecke gebogen und sein Blick war noch immer auf seine Füße gerichtet. Linker Fu0ß, rechter Fuß, linker Fuß... Und dann stopp. Warum? Er wurde angerempelt und sah vor seinen Füßen ein anderes paar, die einer Frau gehörten mussten. Zumindest würde kein Mann solche Schuhe tragen, außer vielleicht ein Transfestit. Aber dass es so jemanden in Mystic Falls gab, bezweifelte er.
Von seiner Vermutung wurde er nicht enttäuscht als er seinen BLick nach oben wandern ließ. Aber beinah hätte er sich erschrocken, als er in das Gesicht der jungen Frau sah. Es kam ihm unheimlich bekannt vor, aber er würde sich schwer hüten irgendwelche Namen auszuprobieren an ihr.

Freyja war losgegangen und trank wieder einen Schluck ihres Kaffees, bevor sie um eine Ecke bog. Sie hatte auf die Straße gesehen, weil sich dort zwei Jungs angefangen hatten zu streiten. Sie mochten kaum älter sein als 14 und schon stritten sie sich um eine Frau, oder eher ein Mädchen. Schmunzelnd hatte Fay den Kopf geschüttelt und merkte erst, als sie gegen jemanden lief, dass die hätte besser aufpassen sollen. „Oh.. Entschuldigung..“ meinte sie und sah den Mann an. Er kam ihr irgendwie bekannt vor, doch woher wusste sie nicht. „Tja.. wenn man seine Augen nicht auf den Weg vor einem legt, brauch man sich ja nicht wundern…“ meinte die Frau und lächelte. Damit hatte sie natürlich sich gemeint und neugierig wie sie nun einmal war, hatte sie natürlich den beiden Jungs zugehört und auch noch zu ihnen hinüber gesehen. Dass sie dabei einen wildfremden Mann anrempelte war natürlich nicht ihre Absicht gewesen, doch wenn sie sich ihn so ansah, hätte ihr auch weitaus Schlimmeres passieren können. „Ist alles noch dran?“ fragte sie lächelnd und musterte ihn. Natürlich nur um zu sehen, ob sie irgendwas zerstört hatte, ihn verletzt hatte oder sein Hemd oder Anzug mit Kaffee erwischt hatte, doch nichts davon war der Fall. Sie sah zu ihm auf. Er war wirklich stattlich.

Er musste schmunzeln als die junge Frau direkt in ihn reingelaufen war. Es hätte nicht viel gefehlt und der Kaffe wäre wohl auf seinem Anzug gewesen und nicht mehr in diesem Becher den sie noch immer in der Hand hielt. Aus Reflex aber tastete er sich kurz ab, konnte aber nichts von dem heißen Getränk auf dem Stoff fühlen, weswegen er shcon beruhigt war. Klar spielte das Geld für die teuren Stoffe keine Rolle mehr in seinem Leben, aber es wäre trotzdem schade drum gewesen.
"Es ist alles in Ordnung", sprach er zu der Frau, die ihm wirklich verdammt bekannt vorkam. Jedoch würde er seine Vermutung immer noch nicht aussprechen, denn das wäre wirklich dumm. "Sie sollten vorsichtiger sein, wissen sie? Beim nächsten mal kann der Kaffe auch wirklich auf dem Anzug landen...", sprach er zwar reserviert, aber trotzdem offen und mit einem leichten schmunzeln auf den Lippen. Von Mystic Falls würde sie sicher nicht stammen, denn er konnte ihr Gesicht einfach mit keinem Ort dieser Stadt verbinden und das sollte schon was heißen.
Auch wenn er selber erst wieder vor einigen Tagen angekommen war, kannte er doch die meisten Gesichert hier und konnte sich diese auch merken.
"Stammen sie aus Mystic Falls?", fragte er dann einfach, um seine Neugier etwas zu befriedigen. Auch mit über 1000 Jahren sollte sowas noch gehen, aber daran hatte er auch nie gezweifelt. Immerhin veränderte sich die Welt ja auch ständig, von daher war das gar nicht mal so abwägig.

Die Frau war irgendwie fasziniert von diesem Mann. Einfach seine Ausstrahlung und sein Auftreten imponierten ihr und sie fand es fast bedauerlich, dass ihr Kaffee nicht seinen Anzug getroffen hatte. So hätte sie die Chance gehabt seinen Oberkörper etwas trocken zu tupfen und ihm dann die Reinigung zu bezahlen, was wohl vielleicht zu einem weiteren Kontakt geführt hätte. „Oh Gott.. was denk ich da nur schon wieder.. Ich sollte mir heute Nacht wohl wirklich mal wieder etwas zu beißen suchen, das ganze Konservenblut macht einen ja ganz verrückt..“, schalt sie sich in Gedanken und musterte den Mann „Ja es tut mir auch wirklich sehr leid..“ meinte Freyja. „Aber sie wissen doch wie Frauen sind.. wenn es etwas gibt was unsere Aufmerksamkeit auf sich zieht, dann können wir nicht anders, wir müssen da hinsehen..“ Die Dunkelhaarige lächelte und nahm sich selbst aufs Korn. Das fand sie keineswegs schlimm. Nein in den letzten Jahrhunderten war sie eigentlich nur offener geworden und scherzte auch mal über sich und ihre Eigenheiten. Das zeigte nur, wie sehr sie sich eigentlich in ihrer Haut wohlfühlte. Als er bemerkte, dass sie nicht von hier war musste Fay schmunzeln. „Sieht man mir das schon an?“ fragte sie und musterte ihn. „Oder hab ich etwas ein Urgestein der Stadt vor mir stehen?“ wollte sie nun wissen und war noch immer fasziniert wie gut der Kerl vor ihr doch aussah und wie stilvoll er sich kleidete. Die Dunkelhaarige vergaß völlig, dass sie ihren Artikel abgeben musste. Aber wann traf man auch schon einmal auf einen solchen Mann?

Er hatte wieder schmunzeln müssen. Die Frau schien sich wirklich selber zu mögen, denn sonst würde sie wohl kaum so über sich selber scherzen, aber das mochte er. Es war alle male besser mit dieser schönen Frau zu reden, die um ihr gutes Aussehen wusste als mit einem dieser Hungerhaken, die um Bestätigung bettelten. Als sie dann das mit dem Urgestein erwähnte, hatte er kurz etwas auflachen müssen, aber leise. Wenn sie nur wüsste, wie recht sie eigentlich hatte.
Es war aber klar, dass er ihr nicht erzählen konnte, dass er hier schon gelebt hatte, als das alles hier noch ein Wald war und hier ein wilder Stamm von Werwölfen lebte. "Das erste eigentlich nicht, aber ich bin schon etwas länger in dieser Stadt und ich kann mir auch Gesichtere ganz gut merken oder sie zumindest wieder erkennen.", fing er an zu erzählen, was ja auch noch der Wahrheit entsprach. Jedoch musste er dann überlegen, wie er den Rest nun formulierte. Sie sollte ja keinesfalls erfahren, was er wirklich war!
"Sagen wir es so... Meine Vorfahren waren noch vor den Gründern von Mystic Falls hier und somit könnte man mich theoretisch als Urgestein bezeichnen", gab er dann zur Antwort. Es war nicht ganz gelogen und nicht ganz die Wahrheit, er hatte lediglich einen wichtigen Teil verschwiegen: Seine Familie und er selber waren vor den Gründerfamilien hier gewesen!

`Soso..` meinte die Frau und grinste. Er schien ziemlich stolz auf seine Herkunft zu sein, doch das störte die Dunkelhaarige nicht. Das hieß nur, dass er bestimmt einiges zu erzählen hatte. Nur kurz huschte ihr ein Grinsen über das Gesicht, als sie hörte wie über ihn und sie getuschelt wurde. „Na sieh mal einer an.. Kaum in der Stadt und schon einen Mikaelson abbekommen..“ Doch Freyja schaltete schnell. Das bedeutete, er war einer der Urvampire. „Ich hatte ja keine Ahnung wer da vor mir steht..“ meinte die Frau grinsend. Er war enttarnt durch das Geschwätz der Frauen. Doch das war ihr nur ganz lieb, nicht dass sie ihn noch respektlos behandelt hätte. Im Gegensatz zu den meisten ihrer Art fürchtete sie die Familie nicht, aber warum auch, sie war ihnen noch nie begegnet und auch sonst hatte sie nur wenig über sie gehört. Deswegen ergriff Fay auch nicht die Flucht oder beendete das Gespräch. Nein er schien ganz nett zu sein und deswegen blieb sie stehen. „Ich bin übrigens Fay Raymond, ist mir eine Freude ihre Bekanntschaft zu machen.“ lächelte sie nur freundlich. Und wer weiß, vielleicht war auch ein Ursprünglicher mal allein oder hatte Lust auf ein Abenteuer, für dass sie sich bei ihm wohl nicht zu schade war. „Also doch ein richtiges Urgestein, ja?“ fasste Freyja nun noch einmal zusammen und musterte den schönen Mann amüsiert. Dass er genau wie sie ein Vampir war, machte ihn nur umso sympathischer. Sie musste keine Ausreden erfinden oder ihn manipulieren. Nein so waren sie beide eben wie sie waren.

Runzelnd hatte er die Stirn in Falten gelegt. Zwar hatte er nichts davon gesagt, dass er ein Mikaelson war, aber sah man ihnen das vielleicht sogar schon an? Aber er hatte auch keine wirkliche Lust es zu leugnen und er hatte auch keine Lust, sie zu manipulieren und aus ihren Sätzen konnte er auch darauf schließen, dass sie ein Vampir war. Ebenfalls wie er, nur jünger. Wahrscheinlich viel Jünger. Und wahrscheinlich nicht so tief in diesen ganzen Vampirkreisen, denn sonst wäre sie bestimmt schon über alle Berge gewesen. Immerhin kursierten ja schöne Vorurteile und Meinungen über seine Familie und er war da auch von betroffen.
Jedoch sollte es ihn gar nicht mal so sehr stören, dass sie nicht panisch davon rannte. "Freut mich Miss Raymond.", hatte er gesagt, als sie sich vorgestellt hatte und ihr begrüßend zugenickt und streckte ihr dann die Hand entgegen. "Elijah Mikaelson", stellte auch er sich dann Schlusendlich vor. Alles andere wäre auch unhöflich gewesen und das war er nun wirklich gar nicht! Auf ihre Aussage hin musste er dann schmunzeln und schon fast Lachen. "Ja, Urgestein trifft es schon ganz gut", sagte er dann beständig nickend und musterte Fay dann.
Sie sah gut aus, dass musste Elijah zugeben und vielleicht würde er sie auch des öfteren treffen. Zumal er auch das Gefühl nicht los wurde, sie zu kennen und auch der Name kam ihr Merkwürdig bekannt vor. Aber eigentlich war er niemand, der so schnell einen Namen oder gar ein Gesicht vergas! Kommt Zeit, kommt Rat, sagte er sich selber und musste nun also versuchen sich im stillen Denken und Vermuten zu üben.

Fast schämte sich die Dunkelhaarige etwas für ihre Gedanken von vorhin. Klar er sah verdammt gut aus und nach wie vor würde sie ihn gewiss nicht von der Bettkante stoßen, doch da sie nun wusste wer er war, waren diese Gedanken wohl doch etwas respektlos und vor allem unrealistisch. Freyja fuhr sich durch die etwas gelockten Haare um diese zu richten und hatte gerade etwas sagen wollen. Doch ihr Handy klingelte. Seufzend erkannte sie, wer sie da anrief. „Entschuldigung..“ meinte sie zu Elijah und hoffte, dass es nicht allzu unhöflich war. Es war ihr Chef bei der Zeitung, der sich erkundigte wo Fay steckte. „Ja ich bin sofort da..“ meinte sie und rollte nur mit den Augen. Der Chefredakteur meinte nämlich immer den Boss rausängen lassen zu müssen. Freyja hasste sowas, doch im Moment war sie eben die kleine Journalistin, die sich mit Zeitungsartikeln das Leben in Mystic Falls finanzierte. Als er seine Rede über Pünktlichkeit und den Untergang der Arbeiterklasse durch die Unpünktlichkeit beendet hatte, legte die Frau auf. Es war ihr etwas peinlich, denn Elijah hatte wahrscheinlich jedes Wort gehört. „Ich muss mich für heute wohl leider verabschieden.. die Arbeit ruft..“ meinte sie Schulterzuckend und seufzte leise. „Aber vielleicht läuft man sich ja hier noch einmal über den Weg..“ meinte sie und sah Elijah sanft an. Ja fast hoffte sie, dass er sie festhielt und ein Date ausmachte, oder sie nach ihrer Nummer fragte oder sonst irgendwas. Aber das würde nie geschehen, da war sich Fay sicher.